Der öffentliche Sprachgebrauch schwankt permanent zwischen vagen und starken Aussagen, zwischen »irgendwie« und »absolut«, »ein bisschen« und »total«. Das locker Dahingesagte ist an das meinungsstarke Superlativische gekettet. »Umgehungsdeutsch« und »Ultradeutsch« haben sich längst in Podcasts und sozialen Medien, aber auch Gesprächsformaten in Funk und Fernsehen durchgesetzt. Das führt oft zu unfreiwilliger Komik, wie Wolfgang Kemp an vielen Beispielen zeigt. Mit den Widersprüchen im agilen Sprachwandel von unten korrespondiert allerdings das entschlossene Sprachdiktat von oben. Das »woke« sensibilisierte und gegenderte Deutsch ist als neues Kanzleideutsch aus den Verwaltungen hervorgegangen und wird unnachgiebig durchgesetzt. »Korrektdeutsch« findet zu Wortschöpfungen wie »Sprachaktteilnehmende« für Sprecher. Diesen Prozess beleuchtet der Autor und sorgt für ein: »irgendwie so total spannendes« Leseerlebnis.
In den letzten Jahrzehnten reißen die Debatten über den Islam und Musliminnen und Muslime in Deutschland kaum ab und werden auch in Berlin mit Schärfe geführt. Wie bereits vorherige bundesweite Umfragen hat auch der »Berlin-Monitor 2023« eine weitreichende Verbreitung antimuslimischer Einstellungen in der Berliner Bevölkerung aufgezeigt. Sahen die einen »den Islam« als rückständig und nicht veränderungsfähig an, wünschten sich andere einen Zuwanderungsstopp speziell für Musliminnen und Muslime. Was bedeutet all dies für muslimische Berlinerinnen und Berliner? Erleben sie Diskriminierung, und wenn ja, wie oft und wie intensiv? Was sind die Folgen? Welche Umgangsweisen werden gefunden? Und welche Forderungen und Perspektiven gibt es? Das vorliegende Buch vereint unterschiedliche Forschungszugänge mit dem Ziel, antimuslimischen Rassismus in Berlin insbesondere aus der Perspektive von Betroffenen zu beschreiben. Auf der Basis zweier quantitativer Studien, von Interviews mit Fachleuten und von Gruppendiskussionen werden Antworten auf die aufgeworfenen Fragen gegeben. Die Studie fand im Rahmen des »Berlin-Monitors« statt.
Kaum jemand kann sich ihr entziehen, der faszinierenden Aura vergangener Leinwandidole. Doch worauf beruht diese außergewöhnliche Wirkung? Ute Cohen entfaltet die fragile Ästhetik der verführerischen Selbstinszenierung.
Desertieren – ein mutiger Akt des Widerstands oder ein Verrat an der Gemeinschaft? In Kriegen gelten Deserteure oft als »Kameradenschweine« oder Drückeberger, Menschen, die sich ihrer Pflicht entziehen. Doch was treibt jemanden dazu, den Dienst an der Waffe zu verweigern, Staat und Armee die Loyalität aufzukündigen und zu fliehen? Welche religiösen Überzeugungen und politischen oder humanistischen Ideale sind dafür ausschlaggebend, welche Rolle spielt die spontane Selbstermächtigung, einfach nicht mehr mitzumachen? Die Konsequenzen, die Deserteure für ihre Entscheidung zu erwarten haben, sind in der Regel drastisch: Gesellschaftliche Ächtung, aber auch Haftstrafen und Todesurteile drohen. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben Deserteure hierzulande noch lange stigmatisiert, ihre Richter und Ankläger konnten hingegen ihre Karrieren in Justiz und Politik fortsetzen. Erst im Jahr 2009 wurden die Urteile aus der NS-Zeit gegen die Desertierten vollständig aufgehoben. Rolf Cantzen widmet sich im vorliegenden Buch den Entscheidungen, die hinter einer Desertion stehen, sowie den Reaktionen der Obrigkeit: Dabei spannt er einen weiten historischen Bogen vom römischen Reich über die NS-Zeit bis zum aktuellen Ukraine-Krieg.
exit! ist eine Zeitschrift für kritische Gesellschaftstheorie. Gesellschaftliche Entwicklungen analysiert sie auf der Grundlage der Kritik der Wert-Abspaltung als einer Weiterentwicklung der kritischen Theorie. Wesentliche Bezugspunkte sind dabei die Kritik der politischen Ökonomie ebenso wie die Auseinandersetzung mit psychosozialen Phänomenen vor dem Hintergrund der Psychoanalyse.
Das postkoloniale Narrativ von den angeblich bis heute rassistischen, ausbeuterischen und räuberischen Weißen hat zu verheerenden Entwicklungen nicht nur in den ethnologischen Wissenschaften und Museen geführt, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit.
Die Zeitschrift für kritische Theorie ist ein Diskussionsforum für die materiale Anwendung kritischer Theorie auf aktuelle Gegenstände und bietet einen Rahmen für Gespräche zwischen den verschiedenen methodologischen Auffassungen heutiger Formen kritischer Theorie. Sie dient als Forum, das einzelne theoretische Anstrengungen thematisch bündelt und kontinuierlich präsentiert. www.zkt.zuklampen.de
Heinz Kattner hat im Laufe seines Lebens beeindruckende poetische Werke geschaffen. »Gespräch mit dem gesammelten Du« ist das wohl persönlichste Buch in seinem Gesamtwerk. In seinem Poem steigt Kattner weit in Erinnerungen hinab und taucht in gegenwärtigen Fragen auf: eine staunende Sicht auf die Welt und das Leben, eine Wahrnehmungsschule, die eine kritische, aber liebevolle Haltung einübt. Im schönsten Sinn eine »fromme« Beziehung zu allem, was uns widerfährt. Kattner steht dabei nicht über den Dingen, sondern ordnet sich in empfindsamer Weise unter. Durch seine innere Struktur ist der Text als zusammenhängendes Langgedicht zu lesen. Über den eingedruckten QR-Code wird diese Dichtung als Hörbuch erlebbar, das der Autor selbst liest. Der Schatz eines gelebten und auch durchlittenen Lebens.
Was macht die Überschreitung des Erlaubten so reizvoll, warum fasziniert das Spiel mit dem Verbotenen? Spicken, Schwarzfahren, Rasen, illegale Substanzen oder ein kleiner Diebstahl …, erinnern wir uns nicht alle mit leisem Behagen an den einen oder anderen schadlos überstandenen Regelverstoß? Es scheint, als ob wir solche Momente immer wieder suchen, sie unser Leben auf spezielle Weise bereichern. Dient diese gelegentliche Abweichung vom Regelkonformen vielleicht dazu, unsere Autonomie zu behaupten? Ist sie am Ende bedeutender Teil des Menschseins? Hält der Regelbruch mitunter das geregelte Leben am Laufen und hat womöglich sogar das Potenzial, gesellschaftliche Entwicklungen voranzutreiben? Wie viel es jenseits des Erlaubten zu entdecken gibt, zeigt uns Leander Steinkopf in seinem unterhaltsamen und pointierten Essay.
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