Ein todkranker Kunsthändler spielt lieber stundenlang mit dem Taxifahrer in einer Kneipe Schach, als sich ins einsame Hotelzimmer bringen zu lassen. Eine Notärztin erträgt ihren Beruf nur noch mit Galgenhumor. Ein dreizehnjähriges Mädchen hält vier Polizisten gleichzeitig in Atem. Und eine attraktive Blondine küsst den Chauffeur während der Fahrt unvermittelt auf den Mund. Thorsten Amrhein hat über 27 Jahre Erfahrung als Taxifahrer. Die Fahrgäste wechseln – die menschliche Natur bleibt gleich. Die Gäste, die in seinem Wagen Platz nehmen, wollen zwar von A nach B gelangen, aber meist suchen sie noch etwas anderes: Rat in schwierigen Lebenslagen, kurzweiliges Vergnügen oder vielleicht das große Glück? Jede Schicht steckt voller Unvorhersehbarkeiten. Mal liefern die Gäste ein Comedyprogramm, mal fliegen die Fäuste auf der Rückbank. Der Taxifahrer muss auf alles gefasst sein – er ist Zuhörer, Krisenberater oder stiller Beobachter von Dramen, die das Leben selbst schreibt.
Eigentlich ist Matthias Brodowy auf der Suche nach einer Idee für sein nächstes Buch. Doch dann entdeckt er einen alten Kaugummiautomaten, der keine Süßigkeiten, sondern Sätze für die Ewigkeit ausspuckt.
Was folgt, ist ein Streifzug durch Erinnerungen – und Zufälle, die keine sind. Plötzlich ist alles wieder da: wie er als Kind in einer Kneipe zu unerwartetem Reichtum kam, Tante Irma in einem Sack verschwand und ihm Onkel Heinrich stolz seine Naziuniform präsentierte.
Mit feiner Ironie entfaltet der Kabarettist eine literarische Spielerei voller Absurditäten und verblüffender Einsichten – und enthüllt nebenbei, was Günter Grass mit Rieselhilfen verbindet, warum eine Schildkröte einen Mafiamord zu verantworten hat und wieso er gelegentlich den Papst schüttelt.
Unsere Welt kann völlig verrückt sein. Wir leben in einem Land, in dem Handwerker Termine vergeben wie Audienzen. In dem Teenager alte Langspielplatten nicht mehr auflegen, sondern als Deko an die Wand nageln. Und in dem der morgendliche Brötchenkauf so kompliziert werden kann, dass ihn eigentlich nur noch Fortgeschrittene unfallfrei zu bewältigen in der Lage sind. In seinen »Lüttjen Lagen« spießt Simon Benne mit Wortwitz all die Widersinnigkeiten auf, die unseren Alltag prägen, denn seine pointierten Glossen zeigen, dass man den täglichen Absurditäten am besten mit Humor begegnet. Doch neben skurrilen Beobachtungen erzählt er auch von seinem ganz persönlichen Abenteuer: dem Leben als Vater von vier Kindern – chaotisch, anstrengend und einfach wunderbar.
Vor 60 Jahren begann der Bau der U-Bahn in Hannover – ein Jahrhundertprojekt und die größte Baustelle, die Hannover je erlebt hat. Bereits zehn Jahre nach Baubeginn rollte der erste Zug durch den Untergrund der Landeshauptstadt. »Als Hannover Fahrt aufnahm« blickt zurück auf das bahnbrechende Vorhaben, welches das Gesicht der Stadt für immer veränderte. Die Autoren schildern nicht nur die Komplexität der Aufgabe, sondern auch die zahlreichen Herausforderungen bei der Durchführung, und erklären, wie aus der U-Bahn die heutige Stadtbahn wurde. Anekdoten von Zeitzeugen machen jene Phase der Stadtgeschichte lebendig und erzählen etwa, wie ein gigantisches Loch zu einer jahrelangen Besucherattraktion wurde und warum sogar Hannovers König zeitweise seinen angestammten Platz räumen musste. Eine Chronik der langen Geschichte des Nahverkehrs in der Landeshauptstadt – und ein Ausblick auf die Zukunft der Stadtbahn.
Was passiert eigentlich, wenn man sich mit einem Klappstuhl und ohne Handy auf den Gehweg setzt und einfach mal abwartet? Der Kabarettist Matthias Brodowy hat das getan und daraus ein Bühnenprogramm entstehen lassen, das erweitert nun auch in Buchform vorliegt. Die Geschichten, die so zusammengekommen sind, spiegeln den satirischen Wert der Wirklichkeit wider. Der stille Beobachter, der die Welt an sich vorbeiziehen lässt, wird unversehens in sie hineingezogen. Da fällt mal eben so ein Hipster in den Gully, Demonstranten halten den Klappstuhlsitzer für einen Geheimagenten und dann bleibt da noch die Frage, ob man eigentlich auch ohne Auto auf einem Parkplatz parken darf. Und wie teilt man einem Polizisten mit, dass dieser einen explosiven Riss in der Hose hat? Welche Gedanken spricht man überhaupt laut aus? Eines lässt sich jedenfalls mit Bestimmtheit sagen: Ohne Smartphone und zurückgelehnt im Klappstuhl vergeht die Zeit sehr viel langsamer.
Was weiß Alexa über mich? Was kostet einmal Fluchbrechen? Haben die Young Boys Bern eine Altherrenmannschaft? Was ist ein »Schnurz« – und warum ist der immer »piepegal«? Warum sind die meisten Köche Männer, aber die meisten Männer keine Köche? Sind Fahrstühle Orte des Argwohns und Treppenhäuser Orte der Solidarität? Ist ein Stundenlohn von 93 Pfennig eine angemessene Gage für Straßenmusik in Paris? Und wenn man gleichzeitig weint und lacht – erscheint dann ein Regenbogen? Herzlich willkommen zu »Lichtstreife und Arschtritte«, dem neuen Band mit den schönsten Kolumnen und Satiren von Imre Grimm, dem Autor des Bestsellers »Über Leben in Deutschland«, in denen er mit Witz und Wahnsinn den deutschen Alltag beobachtet. Selbst in den kleineren und größeren Frustmomenten des Lebens steckt noch Lustiges, und hier kommt es ans Licht. Ein Buch für alle, die gegen den Trend optimistisch bleiben. Denn das größte Wagnis unserer Zeit ist Zuversicht.
Heinrich Börner, 1919 unehelich in Linden geboren, verbrachte sein Leben als Melker auf verschiedenen Bauernhöfen Norddeutschlands. Weder war er politisch aktiv noch gar Widerstandskämpfer oder Intellektueller. Er gehörte auch keiner in der Nazizeit verfolgten Gruppierung an – ein sogenannter einfacher Mann, niemand Besonderes. Nach erzwungenem Reichsarbeitsdienst wurde er zu Kriegsbeginn in Hannover zur Wehrmacht eingezogen. Noch bevor er an die Front musste, desertierte er. Kurz nach seiner Fahnenflucht wurde er gefasst, vom Militärgericht zum Tode verurteilt und 1940 in Hannover bei der Kugelfangtrift erschossen. Er wurde nur 21 Jahre alt. Die Romanbiografie »Kein Besonderer« folgt den Stationen des kurzen, gewöhnlichen Lebens von Heinrich Börner und möchte ihn ins öffentliche Gedächtnis bringen. Eine notwendige Ergänzung zu den bekannten Geschichten »großer Helden«.
Was kann zeitgenössische Fotografie zum aktuellen Kunstdiskurs und zur Analyse gesamtgesellschaftlicher Befunde beitragen? Das Künstlerkollektiv bonnataxi, bestehend aus Maura Ecco und Gerry Linda und benannt nach einer unverhofft inspirierenden Begegnung mit einem Bonner Taxifahrer, hat sich auf die Suche gemacht. Herausgekommen ist ein Bildband, der manchmal aufrüttelt, hin und wieder verstört und bisweilen tröstet, jedoch nie kaltlässt. Sachlich-nüchterne Bilder treffen auf opulent interpretierendes Textwerk. So eröffnen sich ungeahnte Blickwinkel auf fotografische und philosophische Fragestellungen, denn inhaltliche oder ästhetische Beschränkungen sind dem Duo fremd. Die Resultate dieser einzigartigen Symbiose erscheinen seit jüngerer Zeit im »Stadtkind Hannover«. Anlässlich des hundertsten gemeinsamen Werkes sind die Arbeiten des Künstlerkollektivs nun auch erstmals in einem Bildband versammelt, in dem das Augenzwinkern stets sicht- und lesbar ist.
An ihrem 31. Geburtstag erfährt die New Yorkerin Kate Thackery, wer ihr Vater ist. Die Freude über das Vermögen, das er ihr hinterlässt, ist allerdings getrübt. Einige seiner wertvollen Kunstwerke sind seit dem Krieg verschollen. Außerdem gibt es in Deutschland vermutlich Miterben. Kate reist nach Hannover, um Antworten zu finden. Wer ist diese Familie, in deren Wohnung in den zwanziger Jahren berühmte Künstler wie Kurt Schwitters und Ringelnatz ein und aus gingen? Wer ist diese Nora, die Briefe an ihren verstorbenen Bruder schrieb und sich dem Widerstand gegen Hitler anschloss? Nicht jeder in der Stadt ist über Kates Besuch erfreut. Ein Familienroman über Verrat, Vergebung und gegen das Vergessen. Er erinnert an eine schillernde Kunstszene in Hannover, die es so – oder so ähnlich – gab.
Der Mädchenchor Hannover (MCH) ist für seinen betörenden Klang berühmt. Seine Sängerinnen durchlaufen eine mehrstufige Ausbildung, der ein eigenes musikpädagogisches Konzept zugrunde liegt. Die Interpretationen des Mädchenchor Hannover gelten inzwischen als Referenz für andere Mädchenchöre – mit dem Resultat, dass bedeutende Komponistinnen und Komponisten Werke für den Chor geschrieben haben. So hat der Mädchenchor Hannover mittlerweile ein Renommee erlangt, das dem der berühmten Knabenchöre, den Dresdner Kruzianern und den Leipziger Thomanern, in nichts nachsteht. Zu seinem 70-jährigen Bestehen gibt dieses Buch Einblick in Geschichte und Eigenart des Mädchenchor Hannover. Dazu werden die aktuellen wie ehemaligen Chorleiter porträtiert und ihre Vision für den Chor dargestellt. Außerdem kommen ehemalige Chorsängerinnen zu Wort und erzählen, wie der MCH den Grundstein für ihre späteren Karrieren gelegt hat. Pianisten und Stimmbildnerinnen berichten über ihre Arbeit mit den Sängerinnen. Schließlich wird in einem historischen Abriss die Geschichte des Frauengesangs sowie die Entwicklung des MCH hin zu einem professionellen Chor dargestellt, dessen Chorleiterstelle an eine Professur an der HMTM gekoppelt ist.
»eine fantastische Geschichte« Heinz Flischikowski in: Kulturwerkstatt Meiderich, Mai 2022
Die Synagogengemeinde Wunstorf war eine der vielen jüdischen Landgemeinden in Königreich und preußischer Provinz Hannover im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Heute noch sichtbares Zeugnis dieser Gemeinde ist vor allem der von 1830 bis 1938 belegte neue Friedhof. Dessen noch erhaltene Grabsteine erzählen, zusammen mit weiteren Quellen, die Geschichte der Gemeinde und der Menschen, die ihr angehörten. Dabei umfasst die Lebenszeit der hier Begrabenen mit den Jahren von ca. 1750 bis 1938 eine bedeutsame Epoche des deutschen Judentums: den von Rückschlägen gekennzeichneten Weg zur bürgerlichen Gleichstellung, innerjüdisch begleitet von der Entstehung neuer Strömungen wie Reformjudentum und Neo-Orthodoxie – ein wichtiges Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte im Schatten des Holocausts.
Sommer 1975: Kurt Appaz und seine Freunde sind gerade kollektiv durchs Abitur gefallen und fahren jetzt mit einem alten rot-weißen VW-Bus von Hannover an die Atlantikküste in Frankreich. 1968 ist noch nicht lange vorbei und Woodstock hat allen gezeigt, wie es sein könnte. Hippies sind gut, die Staatsgewalt ist böse – und Appaz und seine Freunde wollen die Welt für immer verändern! Davon abgesehen geht es vor allem um Musik, Haschisch und Mädchen. In genau dieser Reihenfolge. Ein Leben abseits der Spießerwelt! Appaz und Co. baden nachts mit netten Holländerinnen nackt im Atlantik und rauchen in der Hitze des Tages so ziemlich alles, was sich in ein Blättchen Zigarettenpapier wickeln und anzünden lässt. Die Fortsetzung des 70er-Jahre-Hannover-Romans »Der Junge, der mit Jimi Hendrix tanzte«. Teil drei der Appaz-Roman-Reihe erscheint im Frühjahr 2022. Die Romane sind alle abgeschlossen und einzeln verständlich.
Eine Frau steht auf dem Dach eines Hochhauses in einem hannoverschen Vorort, bereit zu springen. Es ist nicht das erste Mal, dass Eva Blessing ihr Leben beenden möchte. Ihr erster Selbstmordversuch hat sie zu einer traurigen Berühmtheit gemacht, deren Privatleben in den Medien genüsslich ausgeweidet wird. Weil ihre Anhänger glauben, dass sie die Laster der Menschheit entlarvt, wird sie seither als »Endzeit-Eva« gefeiert. Für Heinrich Himfeld, einen arrivierten Polizeipsychologen in der Midlife-Crisis, ist es die klassische Hilfeschreinummer, als er Blessing routiniert vom Sprung abzuhalten versucht. Dann passiert etwas, womit selbst der abgeklärte Himfeld nicht gerechnet hat: Jemand springt. Aber es ist nicht Eva Blessing. Der Polizeipsychologe setzt alles daran, den Fall aufzuklären. Dabei gerät er selbst in den Fokus von Presse und Fanatikern. Doch nicht die öffentliche Diffamierung bringt Himfelds begrenzte Welt ins Wanken, sondern die mit Lügen, Heuchelei und Blasiertheit nur allzu vertraute Eva Blessing – mit ihrer kompromisslosen Ehrlichkeit …
Warum reißt bei Männern sofort der dünne Firnis der Zivilisation, sobald die Familie aus dem Haus ist? Wie funktioniert die Yogafigur »Der schwankende Kugelfisch«? Hat die NASA vegetarischen Brotaufstrich erfunden, um Risse im Hitzeschild abzudichten? Stimmt es, dass Zwölftonmusiker uns alle veräppeln? Und was nützt einem alles Geld der Welt, wenn es einem anderen gehört? Seit zwei Jahrzehnten beobachtet Imre Grimm in seinen Texten den deutschen Alltag– sprühend vor Witz und voller Liebe zur Sprache. Seine Artikel erscheinen in ganz Deutschland, seine wöchentliche Kolumne ist ein von vielen Lesern herbeigesehnter Fundus der Absonderlichkeiten – geistreich und wortgewandt, aber niemals prätentiös. »Spiegel«-Bestseller Dezember 2021.
Ein Mann mit einem Beil im Kopf kommt frühmorgens aus der U-Bahn gewankt, ein anderer bringt seine Beate-Uhse-Puppe zur Tankstelle, um Luft aufzufüllen, im Luxusschrebergarten serviert ein Sternekoch Bratwürstchen für den Ex-Kanzler – und die beiden Freunde Appaz und Kerschkamp fahren 33 Jahre nach dem Abitur auf ein Klassentreffen ins Landheim des Gottfried-Wilhelm-Gymnasiums. Aber während die ehemaligen Mitschüler zunehmend belanglose Anekdoten aus der gemeinsamen Zeit zwischen 1966 und 1975 erzählen, haben Appaz und Kerschkamp mit der Schule noch eine alte Rechnung offen, die sie gerne begleichen würden. Als dann plötzlich jemand auftaucht, an den sich niemand erinnern kann, gerät die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unerwartet außer Kontrolle. Ein autobiografisch geprägter Roman über den Ausbruch aus der häuslichen Spießigkeit der Jahre um 1968, es geht um Beatmusik, lange Haare, das erste Moped, den ersten Joint, den ersten Sex und den Traum von der Revolution – und um die Generation der Eltern und Lehrer, deren hilflose Überforderung nur allzu oft in Ignoranz und Repression umschlug. Erster Teil der 70er-Jahre-Hannover-Reihe von Wolfram Hänel. Teil zwei ist »Der Junge, der mit Jimi Hendrix tanzte«. Teil drei der Appaz-Romane erscheint im Frühjahr 2022. Die Romane sind alle abgeschlossen und einzeln verständlich.
Dietrich Kittner zum 85. Geburtstag am 30. Mai 2020 Fünfzig Jahre lang stand der Kabarettist Dietrich Kittner auf der Bühne, um Politikern und Wirtschaftsvertretern die Leviten zu lesen. Das handelte ihm den Ausschluss aus der SPD ein und führte dazu, dass er im Fernsehen nicht mehr auftreten konnte. Seine Bühnenauftritte aber konnten ihm nicht verboten werden – und die waren stets ausverkauft. Nicht zuletzt wurde sein Wirken mit dem Deutschen Kleinkunstpreis geehrt. Dietrich Kittner (1935–2013) gründete schon im Alter von 25 Jahren ein eigenes Studentenkabarett. Später tourte er als Solokünstler kreuz und quer durch die Republik und konnte aufgrund seiner marxistischen Positionen als einer der wenigen Westkünstler auch in der DDR auftreten. In Hannover betrieb er gemeinsam mit seiner Ehefrau Christel drei Jahrzehnte ein eigenes Spielhaus: das Theater an der Bult und später das Theater am Küchengarten. Sylvia Remé erzählt in ihrer Biografie die Geschichte eines zeitlebens unbeugsamen, aber auch umstrittenen Künstlers. Indem sie Kittners politisch-satirische Kunst historisch einordnet, öffnet sie einen Weg, dessen Werk im siebten Jahr nach seinem Tod neu zu entdecken.
Mit Kindern gerät eine lange Urlaubsfahrt rasch zu einer Reise ins Herz der Finsternis. Und bei drei Töchtern genügt oft schon ein falsches Wort, um ein friedvolles Abendessen in Zickenkrieg ausarten zu lassen. »HAZ«-Redakteur Simon Benne zeigt in seinen Glossen, wie nah Chaos und Glück in einer ganz gewöhnlichen Familie beieinander liegen. Er serviert dem Leser ein launiges Jahr voller Abenteuer: Da geht es um Kindergeburtstage (die Hochämter des Unvorhersehbaren), das Nicht-Essen von Tieren (Fleisch ist aber okay), Sonnenfinsternisse (wer beschattet hier wen?), Urzeitkrebse (die Fünf-Minuten-Terrine für Fossilienfreunde), Vorweihnachtstage (in atemloser Besinnlichkeit) und Religionskriege mitten in der heimischen Küche. »Bennes Familiengeschichte in 100 Kapiteln – der größte Wurf seit den Buddenbrooks.« Hans-Peter Wiechers, HAZ
»Spannend wie ein Krimi!« Christoph Huppert in: Radio aktiv Hameln 7. Januar 2019
Vom Großvater, der sein Gemüt kühlen muss, über verrückte Käse- und Steinpilzjunkies, die für ihr Objekt der Begierde über Leichen gehen, bis hin zu unterlassener Hilfeleistung, Mord aus Genervtheit, Gleichgültigkeit, Versehen oder Langeweile – oder nur in Gedanken … Die Herren in Susanne Mischkes Kurzgeschichten haben es faustdick hinter den Ohren. In fünfzehn Kurzkrimis erzählt sie abstruse, kuriose oder auch nur allzu menschliche Begebenheiten, die nicht immer für alle Beteiligten gut ausgehen.
In nur drei Jahren – von 1930 bis 1933 – hat Walter Ballhause sein Lebenswerk geschaffen. Er fotografierte auf den Straßen Hannovers meist mit verdeckter Kamera die Opfer der Weltwirtschaftskrise, Menschen, die in Marktabfällen nach Essbarem suchen, bettelnde Kriegsversehrte, Menschen in Lumpen und Arbeitslose. Seine Mitmenschen. „Ich habe mich nicht in der Nähe der Unterdrückten herumgetrieben, um sie auf schamlose Weise auszubeuten. Ich brauchte den Unterdrückten nicht über die Schultern zu schauen, da ich selbst einer von ihnen war, aus ihrem Milieu kam.“ Aber Walter Ballhause dokumentierte auch, wie die Nazis die Macht auf der Straße übernahmen, wie sie das Haus der Gewerkschaften stürmen. Fotos, die die Gestapo auf ihn aufmerksam machten. Er wurde verhaftet und verhört und musste schließlich aus Hannover fliehen.
Sprengel bleibt für viele Schokoladenfreunde ein Inbegriff von Güte und Qualität. Mit der Wirtschaftsgeschichte Hannovers ist der Firmenname so eng verknüpft wie die Traditionsmarken »Hanomag«, »Appel« und »Bahlsen«. Die Kultschokolade von einst lebt heute aber nur noch in einer Handelsmarke fort. Kristina Huttenlocher, Urenkelin des Appel-Gründers und Tochter des letzten Appel-Geschäftsführers, hat nun auch die Geschichte Sprengels aufgearbeitet und anhand von aufschlussreichen Dokumenten und historischem Bildmaterial nachgezeichnet: Der Gründungsphase mit Trinkschokolade ab 1851 folgte der Aufstieg als Hoflieferant des Kaisers in Berlin und der industrielle Ausbau der Schokoladenproduktion in der hannoverschen Nordstadt. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der großen Wirtschaftskrise stabilisierte sich die Schokoladenfirma in den 1930er Jahren, produzierte als Heereslieferantin Scho-ka-kola und Wehrmachtsschokolade und überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. Die Jahre nach 1945 brachten eine weitere Blütezeit für Sprengel Schokolade, Pralinen und die legendären Erfrischungsstäbchen, bevor Konkurrenzdruck und Preisverfall den Niedergang einleiteten. 2001 war aber nur das Aus der Schokoladeproduktion: Mit seiner Kunstsammlung und dem gleichnamigen Museum ist Bernhard Sprengel, dem Enkel des Firmengründers, an Nachhaltigkeit gelungen, was die Schokolade am Ende nicht vermochte. An Hannovers Traditionsfirma erinnern sich nicht nur die Genießer feiner Schokolade, sondern auch ehemalige Mitarbeitermit Wehmut. Huttenlocher gelingt es, in dieser exemplarischen Chronik eines lokalen Unternehmens den wesentlichenwirtschaftlichen und politischen Umbrüchen der zurückliegenden 150 Jahre Gestalt und Gesicht zu geben.
Hermann Löns: Verehrt als Naturpoet und Umweltschutzpionier, verschrien als Kitschautor und geistiger Wegbereiter der Nationalsozialisten. Mehr als 600 deutsche Straßen sind nach dem Heidedichter benannt, seine Werke erreichten Millionenauflagen. Wenig bekannt ist indessen die Frau, mit der Hermann Löns in zweiter Ehe verheiratet war: Lisa Hausmann-Löns, eine selbstbewusste Frauenrechtlerin und Pazifistin, die nach dem Tod ihres Mannes auch den Nachlass verwaltete. Auf der Grundlage von bisher nicht beachteten Briefen, Dokumenten und literarischen Texten hat Heinrich Thies die ungleichen Ehepartner erstmals in einer Doppelbiografie vor dem Hintergrund geschichtlicher Beben und Umwälzungen einfühlsam porträtiert. Sie zeigt zum einen, wie Hermann Löns nach literarischen und journalistischen Erfolgen, psychischen Krisen und Alkoholexzessen die Balance verlor und in den Krieg zog. Und sie zeigt zum anderen, wie Lisa Löns sich gegenüber ihrem berühmten Mann behauptete – als Übersetzerin, als Autorin und als Mutter des geistig und körperlich behinderten gemeinsamen Sohnes. Im Anhang ist die vergessene Novelle »Largo« von Lisa Hausmann-Löns nachzulesen.
Ein Glasbehälter mit einem Kopf wird im ›Kopf-Stein-Pflaster‹ am Schiffgraben in Hannover gefunden. Er ist mit ›Fritz Haarmann‹ etikettiert. Doch dessen abgeschlagenes Haupt wurde 2014 offiziell eingeäschert. Wessen Kopf befindet sich wirklich in dem Glas? Oder wurde damals gar ein falscher Kopf verbrannt? ‚Haarmanns Kopf‘ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Autoren Ulrike Gerold und Wolfram Hänel in Kooperation mit den Lesern der HAZ. Diese dürfen die Handlung um den wieder in Dienst gestellten Hauptkommissar Tabori mitbestimmen und sogar selbst im Krimi mitspielen.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts lebte die junge Soldatenwitwe und Weberstochter Ursula Stindt unter ungewöhnlichen Umständen auf dem Wilhelmstein. Ihre Erinnerungen an jenen einzigartigen Inselaufenthalt legte sie vor etwa zweihundert Jahren schriftlich nieder und verfasste mit dieser ungeschminkten Aufzeichnung eine facettenreiche und beeindruckende biografische Erzählung. Sinnlich wie wohlüberlegt berichtete sie von einem Leben, das bisher nicht von der Geschichtsschreibung erwähnt wurde. So entlockt Bodo Dringenberg mit der ‚Inseldirne‘ dem Wilhelmstein ein weiteres Geheimnis …
Seine Gäste kann sich bekanntlich kein Wirt aussuchen und plötzlich im Lokal Verblichene behindern eine zügige Bedienung. Umso lesenswerter sind die sieben Krimigeschichten aus dem Reich des Zapfhahns. In ihnen werden zum Beispiel eine traditionsreiche Studentenkneipe, ein stadtbekanntes Catcher Lokal und ein gitarrendurchtostes Kelleretablissement zu mörderischen Orten. Dafür sorgen in ‚Ein Pils, ein Sekt, ein Todesfall‘ Susanne Mischke, Christian Friedrich Sölter, Richard Birkefeld, Katja Merx, Kersten Flenter, Rolf Cantzen und Bodo Dringenberg.
Es gab eine Zeit, da war der Name ‚Feinkost-Appel‘ mit Hannover fest verbunden – wie ‚Bahlsen‘, ‚Hanomag‘ oder ‚Sprengel‘. Heute existiert Appel noch als Marke, nicht mehr als Delikatessenhersteller, der für Jahrzehnte marktführend war und zeitweise mehr als 1000 Menschen beschäftigte. Kristina Huttenlocher, Urenkelin des Gründers der Firma Appel, Heinrich Wilhelm Appel (1850–1923), hat die Geschichte des 1879 gegründeten Unternehmens erstmals aufgearbeitet und detailliert anhand von vielen aufschlussreichen Dokumenten und historischem Bildmaterial nachgezeichnet: die Gründungsphase, die Expansion seit der Jahrhundertwende und zwischen den Weltkriegen, die schwierigen Bedingungen während des Krieges und danach, der mühevolle, jedoch erfolgreiche Wiederaufbau und das Ende der Firma Mitte der 1970er Jahre. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Ereignisse des 19. und 20. Jahrhunderts wird die Geschichte des Familienunternehmens erzählt und zugleich ein Stück Wirtschaftsgeschichte Hannovers sichtbar.
Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs? Zugegeben, nicht immer behalten die Damen in Susanne Mischkes Kurzkrimis einen kühlen Kopf, aber dennoch sind sie ganz schön durchtrieben. In siebzehn Erzählungen schlägt die Autorin kurz und erbarmungslos zu, mal grimmig, mal komisch. Manchmal trifft es sogar den Richtigen, doch es gibt auch Kollateralschäden. Aber Bangemachen gilt nicht.
Sieben ausgewählte Lokale Hannovers als Schauplatz oder Hintergrund verbrecherischer Handlungen zu versammeln, ist ein Novum. Da der berüchtigte Krimi-Stammtisch sieben Schreibende stark ist, lag die Anzahl der zu kriminalisierenden Lokale nahe. Den Verfassern von »Ein Bier, ein Wein, ein Mord« kamen neben wiederholten genussvollen Recherchen besonders zwei Umstände entgegen: Zum einen bewirkt öffentlicher Alkoholgenuss, dass man sich sogar in Gesellschaft von Schriftstellern wohlfühlen kann. Zum anderen erleichtert Trinken in Kneipen den Kontakt mit Leuten, die noch nie ein Buch gelesen haben. So verschieden in »Ein Bier, ein Wein, ein Mord« die Tatorte sind, so unterschiedlich gestalten die Autorinnen und Autoren auch ihre »Fälle«: Richard Birkefelds Krimi spielt im Plümecke, Bodo Dringenbergs im Kaiser, Karola Hagemanns im Fiasko, Cornelia Kuhnerts im Teestübchen, Susanne Mischkes im Oscar’s, Christian Oehlschlägers im Kalabusch und Egbert Osterwalds bei Salz & Pfeffer.
Ex-Kommissar Tabori war bei seinen Kollegen in Hannover einst bekannt für seine unorthodoxen, aber erfolgreichen Ermittlungsmethoden. Ein ungelöster Fall lässt ihn den Dienst bei der Mordkommission kurzerhand quittieren. Nun lebt er als Privatier in einer Wohngemeinschaft mit der ebenso attraktiven wie resoluten Hundetrainerin Lisa. Noch während Tabori mit seinem überstürzten Entschluss hadert, erfährt er, dass man eine Hundeführerin der Polizei tot aufgefunden hat. Anfangs deutet alles auf einen Selbstmord hin. Doch wenig später wird ein Ausbilder ihrer Abteilung zu Tode gefoltert, und ein weiterer Beamter verschwindet spurlos. Aufgrund eines anonymen Briefes gerät Tabori selbst in den Kreis der Verdächtigen und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Die Spur führt ihn zunächst von Hannover nach Nord-Jütland in Dänemark. Kaum hat Tabori einen ersten Ansatzpunkt gefunden, stolpert er unerwartet über eine mögliche Verbindung dieser Taten zu den Aktivitäten eines Geheimzirkels, dessen Mitglieder hochrangige Posten in Politik und Wirtschaft bekleiden. Auch der neue Polizeipräsident, den Tabori noch aus der gemeinsamen Schulzeit kennt, scheint involviert zu sein.
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