In den letzten Jahrzehnten reißen die Debatten über den Islam und Musliminnen und Muslime in Deutschland kaum ab und werden auch in Berlin mit Schärfe geführt. Wie bereits vorherige bundesweite Umfragen hat auch der »Berlin-Monitor 2023« eine weitreichende Verbreitung antimuslimischer Einstellungen in der Berliner Bevölkerung aufgezeigt. Sahen die einen »den Islam« als rückständig und nicht veränderungsfähig an, wünschten sich andere einen Zuwanderungsstopp speziell für Musliminnen und Muslime. Was bedeutet all dies für muslimische Berlinerinnen und Berliner? Erleben sie Diskriminierung, und wenn ja, wie oft und wie intensiv? Was sind die Folgen? Welche Umgangsweisen werden gefunden? Und welche Forderungen und Perspektiven gibt es? Das vorliegende Buch vereint unterschiedliche Forschungszugänge mit dem Ziel, antimuslimischen Rassismus in Berlin insbesondere aus der Perspektive von Betroffenen zu beschreiben. Auf der Basis zweier quantitativer Studien, von Interviews mit Fachleuten und von Gruppendiskussionen werden Antworten auf die aufgeworfenen Fragen gegeben. Die Studie fand im Rahmen des »Berlin-Monitors« statt.
Das postkoloniale Narrativ von den angeblich bis heute rassistischen, ausbeuterischen und räuberischen Weißen hat zu verheerenden Entwicklungen nicht nur in den ethnologischen Wissenschaften und Museen geführt, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit.
Die Deutsche Bahn AG ist eine Tragikomödie. Warum sonst buhen die Reisenden sie wegen der permanenten Verspätungen aus und spenden Beifall, wenn überhaupt noch ein Zug fährt? Wie konnte es dazu kommen? Wurde sie kaputtgespart und heruntergewirtschaftet, und wenn ja, warum? Und welchen Einfluss haben die Bahnpakete der Europäischen Union auf das Geschehen im deutschen Zugverkehr? Starke Schiene – so lautet das neue Motto der Deutschen Bahn. Alles soll in den kommenden Jahren besser oder sogar erstklassig werden: das Schienennetz, der Komfort in den Wagen, der Service, die Anschlüsse und die Pünktlichkeit. Fragt sich nur, ob der versprochene Deutschlandtakt zumindest von den jungen Leuten noch erlebt werden kann. Und ist die von einigen politischen Parteien geforderte Trennung von Netz und Eisenbahnbetrieb sinnvoll? Bis 2030 will die Deutsche Bahn vierzig Streckenabschnitte einer Generalsanierung unterziehen. Allerdings ist nicht erkennbar, dass das dafür notwendige Geld auch vom Bund bereitgestellt wird. Aber wer sonst kann die angekündigte Großsanierung des für den Klimaschutz so wichtigen Verkehrsträgers Eisenbahn finanziell absichern? Zudem sind bautechnische Probleme – wie etwa beim Projekt Stuttgart 21 – und andere Störfaktoren fast vorprogrammiert. Kann das deutsche Bahnsystem noch die Kurve kriegen?
Mit der Studienreihe »Berlin-Monitor« werden seit 2019 Berlinerinnen und Berliner zu ihren politischen Einstellungen, Möglichkeiten der Partizipation, aber auch zu Diskriminierungserfahrungen befragt. Im »Berlin-Monitor 2023« werden die Ergebnisse der dritten repräsentativen Befragung der Berliner Bevölkerung aus dem Jahr 2023 vorgestellt. Er fokussiert darauf, wie die politischen Krisen der Gegenwart von den Befragten wahrgenommen und eingeschätzt werden. Schwerpunkte sind antimuslimische und transfeindliche Einstellungen oder die Ablehnung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Oft bereiten diese Faktoren den Boden für Extremismus und antidemokratische Positionen, welche in Berlin zwar in der Minderheit, allerdings dennoch vorhanden sind.
Von April bis Juli 1994 wurden in Ruanda Hunderttausende Menschen wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit umgebracht. Auf das Verbrechen folgte ein staatlicher Neuaufbau, der als beispielhaft gilt. Und doch ist die Region bis heute nicht zur Ruhe gekommen. Der Völkerrechtler Gerd Hankel hat Ruanda und die umliegenden Länder vielfach besucht und die Entwicklung des Landes über zwanzig Jahre hinweg beobachtet und begleitet. In seinem Buch erörtert er nicht nur die wirtschaftlichen und sozialen Fortschritte Ruandas, sondern auch die tiefgreifenden Herausforderungen, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist. Er beleuchtet die Hintergründe und Interessen, die im Spiel sind, und macht auf diese Weise deutlich, dass Politik und Zynismus oftmals nahe beieinanderliegen. Die Selbst- und Fremdwahrnehmung Ruandas werfen eine Reihe von Fragen auf, die auch unseren Blick auf Gewalt und Unrecht betreffen. Für die Aktualisierung und Erweiterung seines 2019 zuerst vorgelegten Buchs hat der Autor die Region erneut bereist, um die jüngsten Entwicklungen zu beurteilen. So ist eine Neuausgabe entstanden, die die Geschichte Ruandas bis auf den heutigen Tag fortschreibt.
Trotz aller Skandale, in die das Bundesamt für Verfassungsschutz im Laufe seiner Geschichte verwickelt war, genießt es in der deutschen Medienöffentlichkeit großes Vertrauen. Wer als »Beobachtungsfall« oder gar als »gesichert rechts- oder linksextrem« eingestuft und damit an den Pranger gestellt wird, ist öffentlich stigmatisiert und wird tendenziell vom demokratischen Diskurs ausgeschlossen. Da der deutsche Inlandsgeheimdienst keine exekutiven Befugnisse hat, ist er für die Gesinnungsprüfung der von ihm Beobachteten zuständig. Mathias Brodkorb analysiert in seinem neuen Buch die rechtlichen Grundlagen, Struktur und Aufgaben des deutschen Inlandsgeheimdienstes und zeigt in sechs Fallstudien, wie der Verfassungsschutz nicht nur oftmals von seiner Aufgabe hermeneutisch überfordert ist, sondern sich zunehmend politisch instrumentalisieren lässt. Mitunter agiert er dabei selbst verfassungswidrig. Demokratische Willensbildung beruht auf freiem Diskurs, der von keiner staatlichen Instanz politisch gelenkt wird. Der Verfassungsschutz aber deutet legitime Grundrechtsausübung häufig als gefährlichen politischen Extremismus. Seit der Corona-Pandemie gilt selbst robust vorgetragene Kritik an der Regierung als Fall für den Inlandsgeheimdienst. Damit wird er zur Gefahr für eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft. Eine grundlegende Reform oder gar Auflösung der skandalträchtigen Behörde scheint dringend geboten.
In Zeiten von Selbstoptimierung und Hyperindividualismus nimmt die Bindungskraft der Parteien, Klubs, Sport-, Kultur- oder Musikvereine ab. Frei wie noch nie sind die Menschen heute, aber es wird ihnen langsam kalt in ihrer Selbstbezogenheitsblase. Sie sehnen sich nach Behaglichkeit – und die scheinen neue homogene Gruppen eher zu bieten als traditionelle Organisationen. Martin Hecht blickt auf die zeitgenössischen Ausprägungen einer Herdenmentalität, die sich in selbstreferenziellen Ritualen ausdrückt. Gruppen zeigen heute verstärkt die Tendenz, sich vom Rest der Gesellschaft abzugrenzen: als Spaß-, Party-, Motto-, Lifestyle-, Selbsterfahrungs-, Fan- oder Chat-Vereinigungen. Allein das Wir-Erlebnis zählt innerhalb dieser Gemeinschaften, deren Personal – gern auch enthemmt – in ihnen aufzugehen hofft. Doch wo dies das einzige Ziel bleibt, geraten Stimmung und Event zum Selbstzweck, die Welt bleibt draußen. »Gruppe und Graus« beschreibt die Entwicklungslinien dieses Rückzugs in private Schutzräume und zeigt die Gefahren auf, die er für den gesellschaftlichen Zusammenhalt birgt.
Die 22-jährige Iranerin Mahsa Amini starb, weil sie den Hidschab in der Öffentlichkeit nicht korrekt getragen hatte. Zu Besuch in der Hauptstadt Teheran war sie von der Sittenpolizei festgenommen worden, nach drei Tagen war sie tot. Ihr Schicksal hat weltweites Entsetzen und große Solidarität hervorgerufen sowie heftige Proteste im Iran ausgelöst. Bald weiteten sich die Demonstrationen, an deren Spitze Frauen und Jugendliche stehen, auf das ganze Land aus. Das islamische Regime reagierte mit skrupelloser Gewalt, es gab zahlreiche Tote und Verletzte sowie Tausende Festnahmen. Bahman Nirumand, einer der besten Kenner der Kultur, Geschichte und Politik des Irans, analysiert die aktuelle Protestbewegung im historischen Kontext. Denn der Kampf um Frauenemanzipation, persönliche Freiheitsrechte und selbstbestimmtes Leben begleitet den Gottesstaat seit der Islamischen Revolution im Jahre 1979. Heute fordern die Menschen nach vielen enttäuschenden Reformversuchen mit Nachdruck den Sturz des islamischen Regimes. Wie stehen die Chancen, dass mit dem Slogan »Frau, Leben, Freiheit« und unterstützt durch die Möglichkeiten moderner Kommunikationsmedien die Veränderung endlich gelingt?
Berlin galt vielen lange Zeit als Ort, an dem günstige Lebenshaltungskosten einen selbstbestimmten Alltag relativ unabhängig von Vermögen und Einkommen möglich machten. Die sozio-ökonomischen Ungleichheiten haben sich, seitdem ›arm aber sexy‹ zum Markenzeichen der Stadt gemacht wurde, allerdings rasant verschärft. Die Prekarisierung von Arbeits- und Lebensverhältnissen betrifft dabei weit mehr als die 20 Prozent der Berlinerinnen und Berliner, die als armutsgefährdet gelten. Ihre Handlungsmöglichkeiten werden auf teils unterschiedliche, teils ähnliche Art eingeschränkt. In welchen Problemkonstellationen sich dies konkret niederschlägt, wie diese wahrgenommen und wie ihnen individuell und kollektiv begegnet wird, wird im Schwerpunkt Klassismus des aktuellen Berlin-Monitors untersucht. Dabei werden Ergebnisse aus einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage 2021 und der Aktivierenden Befragung 2022 des Berlin-Monitors zusammengeführt. Der Berlin-Monitor untersucht seit 2019 die Berliner Stadtgesellschaft im Spannungsfeld zwischen Heterogenität, Fragmentierung und Solidarität. Das Forschungsprojekt wird von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) gefördert und in einem Forschungsverbund der Universität Leipzig und der Hochschule Magdeburg-Stendal durchgeführt.
Farah Hareb war zwei Jahre alt, als ihre Eltern vor dem Bürgerkrieg im Libanon flüchteten. Und obwohl sie schon lange als Krankenschwester in Deutschland arbeitet, ist sie als Staatenlose immer noch lediglich geduldet: Mal fehlte Behörden ein Stempel auf der Geburtsurkunde, dann galt sie als Türkin – mit immer neuen Hürden wurde und wird ihr die deutsche Staatsbürgerschaft bis heute verweigert. Während Farah Hareb auf einer Intensivstation Covid-19-Patienten pflegt und sich dabei selbst mit dem Virus infizierte, ist ihr aufenthaltsrechtlicher Status nach wie vor ungeklärt. Sie lebt von einer amtlichen Duldung zur nächsten. Der Verlust ihres Arbeitsplatzes stand im Raum, sogar eine Ausweisung.
In »›Ich hab noch nie auf einer ruhigen Insel gelebt‹« werden die Ergebnisse einer Gruppendiskussionsstudie von 2020 vorgestellt, die vielschichtige Einblicke in den Alltag einer dynamischen Metropole bieten. Aktuelle Konflikte in einer diversen Stadtgesellschaft und die Präsenz einer wechselvollen Geschichte werden von den Autorinnen und Autoren beschrieben.
Im vorliegenden Buch werden die Ergebnisse der zweiten repräsentativen Befragung von 2021 vorgestellt. Mit den Schwerpunkten Antischwarzer Rassismus, Rechtsextremismus und Verschwörungserzählungen wird der Schwerpunkt auf spezifische Herausforderungen der Demokratie in Berlin gelegt. Die Ergebnisse zeigen sowohl prodemokratische Einstellungen und Engagement, wie auch rassistische Diskriminierung, rechtsextreme Einstellungen und den Glauben von Verschwörungserzählungen, wo letzterer gerade in Zeiten der Covid-19-Pandemie neue Sichtbarkeit erlangte.
Gibt es eine spannendere Aufgabe, als einen Staat aufzubauen? Für ein freiheitsliebendes, kleines, stolzes Volk, das jahrhundertelang unterdrückt worden ist? Und wo der Westen militärisch interveniert hat, um einen angeblichen Genozid zu verhindern? Und nun gefordert ist, Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu implementieren? Voller Idealismus, Neugier und Tatendrang trifft ein junger Ökonom und Staatswissenschaftler im Februar 2008 in Priština ein und macht sich frisch ans Werk. Doch dann kommt alles anders. Bald begreift er, wie sehr Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Erweiterung der Europäischen Union im Südwestbalkan, Bekämpfung der Korruption, Aufklärung der Kriegsverbrechen – es gibt kein Ideal, das ihm nicht genommen wird. Diese wahre Geschichte handelt von einer jungen Republik namens Kosovo– zielt aber weit darüber hinaus: Sie beleuchtet den staatspolitischen Zustand des demokratischen Westens und sein Scheitern im eigenen Hinterhof.
Die jüdische Community Berlins ist so heterogen wie die Bevölkerung der Stadt insgesamt. Jüdische Berlinerinnen und Berliner sind Teil des kulturellen Lebens und der demokratischen Zivilgesellschaft. Zugleich sind sie in der Stadt eine Minderheit, in deren Alltag sich Antisemitismus in unterschiedlichsten Formen niederschlägt. In diesem Teil des »Berlin-Monitors« wird untersucht, wo und wie jüdische Berlinerinnen und Berliner in ihrem Alltag Antisemitismus erfahren und welche Umgangsweisen sie individuell und kollektiv finden. Auch die Reaktion aus dem nicht-jüdischen Umfeld kommt zur Sprache: Gelingt es, solidarisch gegen Antisemitismus und verknüpfte Diskriminierung vorzugehen? Nachdem 2019 die erste Repräsentativerhebung des »Berlin-Monitors« veröffentlicht wurde, erscheint hiermit der erste Schwerpunkt des qualitativen Studienteils »Aktivierende Befragung«.
Phänomen Traum: Kunstwerk – und damit Gesellschaftsbild? Träume sind die Quelle der Kunst. Damit aber nicht genug. Sie sind ebenso Quelle der Utopie und bilden auf diese Weise, so zeigt Christof Wackernagel in »Politik des Traums«, die Grundlage für eine bessere Gesellschaft. Anhand der Protokolle seiner eigenen Träume macht Wackernagel eine Assoziationskette auf. Er deutet Träume nicht mehr nur als Spiegel eines je individuellen Zustands, sondern als Ausdruck des kollektiven Unbewussten. So vermag er den Zustand der Gesellschaft aus Träumen abzuleiten: Träume entpuppen sich in Wackernagels ebenso schonungsloser wie hintergründiger Traumanalyse als Soziogramme, als Albträume, die die Verfassung der Gesellschaft widerspiegeln, sowie als gesellschaftliche Wunschträume, die auf das träumende Individuum abgestimmte Maßstäbe für ein anderes Leben anbieten. »Der Traum deutet nicht die Verhältnisse, er stellt sie dar. Diese Darstellung kann helfen, die Verhältnisse zu erkennen.« Christof Wackernagel
Das deutsche Abitur war jahrzehntelang ein Qualitätssiegel. Bildung »made in Germany« genoss hohes Ansehen in der Welt und versprach mit dem Abitur als ihrem schulischen Höhepunkt freien Hochschulzugang und gesellschaftlichen Aufstieg. Wird das Versprechen heute noch eingehalten? Das Bild, das die Schulen und die von ihnen vergebenen Abschlüsse bieten, gibt eine eindeutige Antwort: Kaum jemand kann noch darüber hinwegsehen, dass das Leistungsniveau in deutschen Schulen nicht nur in alarmierendem Maße sinkt, sondern im Vergleich der Bundesländer auch noch eklatante Unterschiede aufweist. Obwohl das bildungspolitische Chaos und die skandalöse Ungerechtigkeit im deutschen Bildungssystem offensichtlich sind, herrscht über die entscheidende Ursache für den Niedergang weitgehend Unklarheit. Katja Koch und Mathias Brodkorb zeigen, dass der mit guten Gründen vor siebzig Jahren eingeführte Bildungsföderalismus inzwischen absurde Blüten treibt: Während einige Bundesländer hohe Anforderungen stellen, machen es andere ihren Abiturienten leicht. So hängt das Abiturergebnis heute eher von der Gnade der Geburt als von der schulischen Leistung ab. Leidtragende sind nicht nur Schüler und ihre Eltern.
Entwicklungshilfe, beschönigend heute auch »Entwicklungszusammenarbeit« genannt, ist eine umstrittene Angelegenheit. Gegner wie Befürworter führen gewichtige Argumente ins Feld, sind sich jedoch darin einig, dass etwas geschehen muss, gerade im subsaharischen Afrika. Nur was und wie? Sollen Veränderungen durch radikale Beschränkung auf humanitäre Hilfe und durch das Hoffen auf Eigeninitiativen aus dem Druck menschenunwürdiger Verhältnisse heraus zustande kommen? Oder durch zusätzliche finanzielle Hilfen und Kooperation in der Erwartung einer allmählichen Veränderung zum Besseren? Und zu welchem Besseren überhaupt? Ruanda gilt heute als Paradebeispiel der Entwicklung in Zentralafrika, die Demokratische Republik Kongo hingegen als Inbegriff von Korruption, Vetternwirtschaft und Staatsversagen. Zwei Extreme in Afrika, die gleichwohl Parallelen aufweisen und uns vor allem zu einem genauen – und selbstkritischen – Blick auf Afrika auffordern: jenseits paternalistischer Attitüden, politischer Blindheit, ökonomischer Gier oder einer Gleichgültigkeit, die oft in bedenkliche Nähe zur Arroganz gerät – trotz des europäischen Wunsches, Hilfe zu leisten. Seit fast zwanzig Jahren arbeitet Gerd Hankel in und über Zentralafrika und blickt auf eine lange Erfahrung in der Zusammenarbeit mit NGOs zurück. Seine Beobachtungen münden in einem differenzierten Plädoyer für die Entwicklungshilfe, zu der es trotz aller Widrigkeiten und realitätsfernen Erwartungen auf Geber- wie Nehmerseite keine sinnvolle Alternative gibt.
Mit dem »Berlin-Monitor« werden die politischen Einstellungen und das politische Engagement der Berliner Bevölkerung untersucht. Wie offen sind die BerlinerInnen, wie weit ist Rechtsextremismus verbreitet, wer ist von Diskriminierung betroffen? Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf der Verbreitung antisemitischer Einstellungen und den Erfahrungen der von Antisemitismus Betroffenen. So gelingt es, aus der Perspektive kritischer Wissenschaft Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Der »Berlin-Monitor« liefert einen wichtigen Einblick in eine vielfältige Stadtgesellschaft, aber auch ein Verständnis für die Bruchlinien dieser Metropole.
»Auch wenn der Autor (…) durchaus umstritten ist: Er bezieht sich auf im Kollegenkreis teilbare Erfahrungen im Lehrbetrieb.« Schulmanagement, Heft 5, Oktober 2019
Vor 25 Jahren, von April bis Juli 1994, fielen in Ruanda hunderttausende Menschen einem Völkermord zum Opfer, während die Welt zusah. Seither ist das Land, das für viele vormals nur ein Name auf der ostafrikanischen Landkarte gewesen war, zum Inbegriff für einen landesweiten Massenmord geworden. Aber es steht auch für einen staatlichen Wiederaufbau, der Respekt abnötigt. Doch so beeindruckend der Fortschritt auch ist, die Vergangenheit verlangt nach Antworten, die sich nicht in Verweisen auf die wirtschaftliche Entwicklung, die verbesserte medizinische Versorgung oder die erfolgreiche Armutsbekämpfung erschöpfen. Opfer fordern weiterhin die Anerkennung des ihnen zugefügten Unrechts, eine immer noch gespaltene Gesellschaft wartet auf Erklärungen, die Sprachlosigkeit und Ausgrenzung überwinden helfen. Gerd Hankel verfolgt seit vielen Jahren die Entwicklung Ruandas. Er beschreibt, wie das Land wahrgenommen werden will – und wie es ist. Das verkürzte und aktualisierte Lesebuch zu Hankels 2016 erschienener Studie »Ruanda. Leben und Neuaufbau nach dem Völkermord. Wie Geschichte gemacht und zur offiziellen Wahrheit wird«.
Woher kommt die große Bedeutung, die wir dem Haar beimessen? Warum werden Achselhaare abrasiert, Kopfhaare dagegen gehegt und gepflegt? Warum stehen lange Kopfhaare bei Frauen für Weiblichkeit, Schambehaarung ist jedoch ein Tabu? Gibt es etwas, das gleichzeitig so erotisch und so abstoßend ist wie das menschliche Haar? Sehen wir Haare heute anders als früher? Was ist das Rapunzel-Syndrom? Und was können uns der »blonde Engel« und die »graue Maus« über Klischees erzählen? Das menschliche Haar kann faszinieren und bannen, ob einzeln, als Bart oder Schopf. Symbolisch verweisen Haare auf das Besitzen oder den Verlust von Macht und Stärke. Im Mythos spielen sie ebenso eine Rolle wie in der Religion, zu allen Zeiten besaß das Haar Strahl- und Aussagekraft, und nicht erst seit Freud steht es für den Spiegel der Seele und ist Objekt von Fetischismus. Gerhard Staguhn analysiert diese ambivalente Beziehung des Menschen zu seinem Haar aus biologischer, kultureller und psychoanalytischer Perspektive.
»Spannend wie ein Krimi!« Christoph Huppert in: Radio aktiv Hameln 7. Januar 2019
»Wer nicht hören will, muss fühlen« – so lautet das Motto schwarzer Pädagogik. Was als zynische Handlungsanweisung gedacht war, kann aber auch anders verstanden werden. Denn erst das Fühlen und Greifen mit den Händen eröffnet Menschen den eigenen Zugang zur Welt. Bereits in den ersten Lebensmonaten dient die Hand dazu, die unmittelbare Umgebung zu erkunden. Sie bewegt sich auf das Wahrgenommene zu, um es zu spüren, festzuhalten oder zu formen. Die sensomotorische Eroberung setzt den individuellen Erkenntnisprozess in Gang. Wie erfährt die Hand die Berührung mit dem Anderen, mit den Eisblumen am Fenster, den Murmeln aus Ton, den Flügeln eines Schmetterlings, der papiernen Haut der Schlange oder einem brummenden Maikäfer? Wie sucht sie Halt beim Klettern, was schmeichelt ihr, wovor schreckt sie zurück? Tilman Allert zeichnet in seinen einfühlsamen Miniaturen frühe Eindrücke des tastenden Ausgreifens in die Welt nach.
Ab 1835 entwickelte sich die Eisenbahn in Deutschland zu einem unverzichtbaren Verkehrsmittel. Sie blieb es bis zu Beginn der 1960er Jahre, als die Massenmotorisierung die »gute alte Zeit« der Eisenbahn beendete. Ihr Anteil im Personenverkehr ist seitdem auf nicht einmal ein Zehntel geschrumpft. Inzwischen konkurriert sie zudem mehr schlecht als recht mit Billigfliegern und Fernbussen und kann mangels politischer Weichenstellungen ihre System- und Umweltvorteile nicht ausspielen. Johann-Günther König erzählt die Geschichte der zunehmend krisenhaften Beziehung von Mensch, Politik und Eisenbahn. Dabei ist Kritik an der Bahn nicht erst ein heutiges Phänomen. Bereits 1836 hieß es etwa: »Der Tritt zum Wagen ist zu hoch, um auf und ab zu gehen.« Gegenwärtig sind es nicht nur Verspätungen, Zugausfälle und Betriebsstörungen aller Art, die den Ruf des Marktführers Deutsche Bahn schädigen. König zeigt die Probleme und Möglichkeiten des immer komplexeren Eisenbahngeschehens auf und fragt, wie und inwieweit überhaupt noch die Weichen für einen Neuanfang gestellt werden können.
Das Dasein arabischer Scheichs ist für westliche Betrachter schwer zu verstehen. Unermesslicher Reichtum paart sich mit skurrilen Lebensgewohnheiten, Archaisches und Modernes bilden ein so eigentümliches Amalgam, dass heute Tausendundeine Nacht in gläsernen Wolkenkratzern beheimatet scheint. Ursprünglich bezeichnete der Titel »Scheich« das Oberhaupt eines Stammes oder einen geistlichen Führer. Seit der Umwandlung der Territorien am Golf in autoritär regierte Nationalstaaten jedoch nahmen den Titel sämtliche Mitglieder einer herrschenden Familie an. Die so entstandenen Clans behandeln die (noch) sprudelnden Einnahmen aus Öl und Gas – wie die Oligarchen – als ihre Privatschatulle. Doch können ständig sich vermehrende Clans weiterhin aus der Palastkasse ausgehalten werden? Gern mietet man für private Zwecke ganze Luxushotels in westlichen Metropolen an, und natürlich sollte auch ein Jagdfalke seinen Besitzer standesgemäß auf Reisen begleiten dürfen. Darüber hinaus werden auch spektakuläre nationale Großprojekte in Angriff genommen, Ableger westlicher Museen wie Ufos in den Wüstensand gesetzt. Wolfgang Kemp öffnet uns mit seinem ebenso kenntnisreichen wie unterhaltsamen Essay den Blick in eine Welt, die – wie einst das Serail – für Fremde sonst verschlossen bleibt.
»Eine unterhaltsame und kenntnisreiche Annäherung ans männliche Geschlechtsteil. (…) Der ehemalige FAZ-Feuilletonist Staghuhn kann gut erzählen. (…) Die Kombination aus Theorie und einst erlebter Praxis liest sich gut. (…) In jedem Fall ist ›Der Penis-Komplex‹ eine klare Ermutigung für jeden Lesenden, sich die eigentlich wichtigste Frage zu stellen: Was bedeutet Sexualität für mich?« Maria Lang in: Deutschlandradio Kultur, 26. März 2017
»Hankel zeigt in diesem umfassend recherchierten Buch, wie zynisch mit dem größten Unrecht umgegangen wird. Eine wahrlich beunruhigende, verstörende, immens wichtige Untersuchung.« Bernhard Preiser in: buecherschau.at, 1. Dezember 2016
Marcel Proust hat der Madeleine ein literarisches Denkmal gesetzt, Günther Grass die »Ahoj«-Brause in der »Blechtrommel« verewigt. Doch wer feiert heute noch den süßen Schmerz, den der Genuss eines Himbeerbonbons verursachte, wer erinnert sich an das Lässigkeitsversprechen des Kaugummis, dem heimlichen Verbündeten der Reeducation, wer gedenkt noch der giftgrünen Verheißung der »Götterspeise«? Mit diesen überaus amüsanten Capriccios, in denen hie und da etwas Wehmut aufscheint, lässt Tilman Allert die Geschmäcker einer Kindheit in den frühen Jahren der Bundesrepublik aufleben: wie ein vorsorglich in der Hosentasche verstautes »Vivil« über die Befangenheit vor dem ersten Kuss hinweghalf, was der verlockend leuchtende Liebesapfel seinem Esser an Geschicklichkeit abverlangte, welcher Zungenakrobatik es bedurfte, um die Hostie vom Gaumen zu lösen und wie ein Kamillendampfbad dem Kranken alle Sinne gleichermaßen vernebelte – einfach unwiderstehlich und höchst amüsant.
Entdecken Sie das aktuelle zu-Klampen!-Verlagsprogramm. Hier finden Sie die Verlagsvorschau – einfach direkt online reinlesen oder herunterladen.
News zu aktuellen Neuheiten und Nachrichten im zu Klampen! Verlag – jederzeit wieder abbestellbar.
Damit Sie unsere Website optimal nutzen können, setzen wir Technologien wie Cookies ein. Diese ermöglichen es uns, Geräteinformationen zu speichern und zu verarbeiten – etwa zur Analyse des Surfverhaltens oder zur Nutzung eindeutiger IDs. Wenn Sie nicht zustimmen oder Ihre Einwilligung später widerrufen, kann dies die Funktionalität der Seite einschränken.
Unsere Seite wird aktuell modernisiert…
Da die Umstellungen schrittweise erfolgen, kann es vereinzelt noch zu kleineren Fehlern oder Darstellungsproblemen kommen. Wir bitten in diesen Fällen um Ihr Verständnis.
Vielen Dank!