Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger, wird als ‚Der Intellektuelle auf dem Heiligen Stuhl‘ verehrt, weil er Glauben und Vernunft nicht als Gegensätze sieht. Wie aber steht es um den Vernunftgebrauch des Heiligen Vaters? Im Frühjahr 2007 veröffentlichte er ein Jesusbuch, das den Jesus der Evangelien als den wirklichen, historischen Jesus darstellt. Er hält die Evangelisten für zuverlässige Zeugen und verwirft den allgemeinen kritischen Konsens, daß zahlreiche Jesusworte und -taten erst später erfunden wurden und daß wir demgemäß nur wenig Sicheres über Jesus wissen. Gerd Lüdemann – selbst Verfasser einer umfassenden Untersuchung aller erhaltenen Jesustraditionen aus den ersten beiden Jahrhunderten – überprüft die Ausführungen Joseph Ratzingers in einer auch für Nicht-Theologen verständlichen Weise. Seine Untersuchungen zum Jesusbild von Joseph Ratzinger erweisen, daß der Papst in seinen Auslegungen biblischer Texte die Vernunft vor den Karren des Glaubens spannt. Auch der Intellektuelle Benedikt XVI., so Lüdemanns Resultat, muß historisch gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse um der Rettung des kirchlichen Dogmas willen verbiegen.
Das gesellschaftliche Leben der letzten Jahrzehnte ist vom Aufstieg der Minderheiten bestimmt. Verhalten, das vom Gängigen abweicht, ist nicht nur alltäglich geworden, es hat auch eine besondere Bedeutung bekommen. In den Massenmedien wird eine Welt voller Sonderexistenzen vorgeführt, mit seltsamen Hobbies, seltsamem Aussehen, seltsamen Ansichten. Das hat kulturelle Wirkungen, die Jürgen Kaube ‚Normalabweichung‘ nennt: Anders zu sein und sein zu wollen wird zum Durchschnittsfall in der ’nivellierten Mittelstandsgesellschaft‘ der komplett Vernetzten, Freizeitkreativen und Alarmisten. Die Normalabweichung hat aber auch politische Folgen. Minderheiten erheben besonderen Anspruch auf Schutz und Subvention. Die Frage, wer sich noch in wen hineinzuversetzen vermag, ist ebensowenig zu beantworten, wie die, für wen genau die Politiker Politik machen, wenn sie nach Mehrheiten Ausschau halten. Jürgen Kaube untersucht in seinen Essays das Phänomen der ‚Normalabweichung‘ und stellt dessen vielfältige Formen und Manifestationen pointiert und unterhaltsam vor.
Poet, Predigtlehrer und Freund – diesem Dreiklang von Heinz Kattners Existenz möchte die Anthologie des seit 15 Jahren sich unter dem Motto „Poesie und Alltag“ freundschaftlich verbindenden Kollegenkreises zu seinem 60. Geburtstag huldigen, indem sie Gedichte, Texte, Zitate Heinz Kattners, Stellen der Bibel und das eigene Schreiben zusammenbringt zu Beiträgen, in denen dieser Dreiklang sein Echo findet, – und so dem Leser Bruchstücke unserer Konfession zuspielen. Texte von Heinz Kattner • Hannelies Taschau • Oskar Ansull • Georg Oswald Cott • Hugo Dittberner • Hans Georg Bulla • Wilhelm Steffens • Johann P. Tammen
Das ZDF feierte Heinrich Göbel (1818 – 1893) als den eigentlichen Erfinder der elektrischen Glühlampe, in vielen Enzyklopädien ist es nachzulesen, die Post ehrte Göbel noch 2004 mit einer Briefmarke. Seine Geburtsstadt Springe feierte ihn mit Festen, Münzen und monumentalen Denkmalen – und doch ist alles nur Legende. ‚Die Göbel-Legende. Der Kampf um die Erfindung der Glühlampe‘ zeigt, wie die Legende entstanden ist, wie sie sich ausbreiten konnte und welche grotesken Folgen sie hat.
Herbert Marcuses bahnbrechende Arbeiten für den US Geheimdienst über die Mentalität der Deutschen im NS-Staat. Herbert Marcuse arbeitete von 1942 bis 1951 für den US-amerikanischen Geheimdienst, um aktiv an der Bekämpfung des NS-Systems teilzunehmen. Er fertigte Analysen über die psychische und ideologische Verfassung des autoritären deutschen Kollektivs an. Die Feinde, aus deren Mitte er selbst hervorgegangen war, wollte er begreifen, bekämpfen und, nachdem der Sieg errungen, wieder in die Zivilisation zu integrieren helfen. Marcuse zeigt, wie sich die technologische Rationalität und der Pragmatismus der Deutschen mit ihrem Hang zu mythischer Irrationalität zu einer ›neuen deutschen Mentalität‹ verbinden. Jedes Projekt einer Befreiung und ›Re-education‹ Deutschlands, so lautet Marcuses Fazit, habe diese spezifische Mentalität in ihr Kalkül aufzunehmen. Inhalt: Die neue deutsche Mentalität / Darstellung des Feindes / Staat und Individuum im Nationalsozialismus / Über psychologische Neutralität / Über soziale und politische Aspekte des Nationalsozialismus / Kriegs- und Nachkriegsgeneration / Deutsche Philosophie im zwanzigsten Jahrhundert / 33 Thesen / Ist eine freie Gesellschaft gegenwärtig möglich?
Die Buchbranche zwischen Glamour und Jammer: Uwe Wittstock ist als früherer Lektor und heute als Kritiker und Autor bestens mit den notorischen Stimmungsschwankungen des Literaturbetriebs vertraut. Abseits des medienwirksamen Jubelns und Klagens hat er eine stille, aber zahlenmäßig starke Gruppe von Suchtgefährdeten ausgemacht: die Büchersäufer. Unbeeindruckt vom Gerede über den angeblich bevorstehenden Untergang des Kulturguts Buch, sind sie dem Lesen hoffnungslos verfallen. Uwe Wittstock geht der Sucht nach, stellt Buchhändler vor, die – mit geringen finanziellen Mitteln, aber unter hohem persönlichen Einsatz – ihre Stammkunden jahrzehntelang mit der heißbegehrten Ware versorgen, oder Verleger, die das Rauschmittel auf den Markt bringen. Er fragt, ob die fortschreitende Ausbreitung der Buchhandelsketten das Aus für bestimmte literarische Sparten bedeutet, was die Deutschen bevorzugt lesen und ob sie wirklich weder Talent für Krimi noch für Revolutionen haben. Und seufzt im Anschluß an die Lektüre absatzträchtiger Liebesromane, ob nicht, bitte, einmal ein ernstzunehmender darunter sein könnte. – Themen, denen er ganz ohne kulturpessimistische Scheuklappen nachgeht und die er mit Hintersinn und höchst amüsant beleuchtet.
‚Joseph Roths Flucht und Ende sollte als eines der großen Freundschaftsbücher der deutschen Literatur gelten‘, hieß es in der Frankfurter Rundschau nach Erscheinen des ersten Bandes der Morgenstern-Gesamtausgabe. Vor dem Hintergrund der Europäischen Katastrophen zeichnet Morgenstern ein sehr persönliches Bild seiner Freundschaft zu Joseph Roth. Das Buch setzt um 1909 im damaligen Lemberg ein und endet 1939 mit Roths Begräbnis in Paris. Ihre Freundschaft hatte eine wechselvolle Geschichte. Sie verdüsterte sich in den letzten Jahren durch Roths wachsende Alkoholabhängigkeit, zumal unter den Bedingungen des Exils. Der gemeinsamen letzten Zeit in einem kleinen Hotel im Pariser Exil ist der Hauptteil des Buches gewidmet, das den Zeitgenossen und Freund Joseph Roth in seinem eigentümlichen Charme wie in seiner inneren Zerrissenheit auf bewegende Weise vor Augen stellt.
‚Seine Gedichte gehen oft von konkreten Situationen aus, notieren eine lauernd erregte Realität und kommen häufig zu Reflexionen, die sein Schreiben vom Grund der menschlichen Existenz erhält.‘ Joachim Sartorius ‚Sicher ist, dass sich hier ein Autor ganz entschieden in die Tradition einer metaphysisch inspirierten Bewußtseinspoesie stellt.‘ Michael Braun Textprobe: Gewölle // Immer öfter erwache ich von Schritten, / die sich knirschend entfernen. Das sind Teile, / die anderen, für die ich mich hielt, als es nicht / so still war, und die sich auch voneinander trennen // und am Feldrand verschwinden. / Wenig, was allmählich auf den Flächen / der Dämmerung hervortritt, umrissen, detailliert / wie das zerkratzte Gesicht eines Kindes: / Federreste, halb verdaute Knöchelchen, / die eine Handvoll Finger auseinanderzupft.
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