exit! ist eine Zeitschrift für kritische Gesellschaftstheorie. Gesellschaftliche Entwicklungen analysiert sie auf der Grundlage der Kritik der Wert-Abspaltung als einer Weiterentwicklung der kritischen Theorie. Wesentliche Bezugspunkte sind dabei die Kritik der Politischen Ökonomie ebenso wie die Auseinandersetzung mit psychosozialen Phänomenen vor dem Hintergrund der Psychoanalyse. Die Artikel im neuen Heft: Roswitha Scholz: ›Die Demokratie frisst immer noch ihre Kinder‹ – heute erst recht! Überlegungen zu einem 25 Jahre alten Text und einige kritische Bemerkungen zu dem Artikel von Daniel Späth ›Querfront allerorten!‹ Gerd Bedszent: Staatsgewalt vom Beginn der Neuzeit bis heute. Der Nationalstaat als Geburtshelfer und Dienstleister der Warenproduktion Herbert Böttcher: Hilft in der Krise nur noch beten? Zur philosophischen Flucht in paulinischen Messianismus Thomas Meyer: Geschlecht zwischen performativer ›Spielmarke‹ und Biologisierung. Eine Kritik spätpostmoderner Queerness und der medizinische Diskurs um ›Transsexualität‹ Thomas Meyer: Zur anhaltenden Aporie der Geschichte. Nachtrag zu ›Geld – ist doch klar, oder?‹ Jan Luschach: Zur immanenten Polarität bürgerlicher Geschichtstheorie
»Michael Städtler bietet […] genügend Stoff, sich intensiv mit den Problemen einer Theorie der Geschichte auf der Höhe der Zeit zu befassen.« Alexander Pechmann in: Widerspruch – Münchner Zeitschrift für Philosophie, 38. Jg., 2019
Mit großen Hoffnungen und Erwartungen blickten vor dreißig Jahren die Osteuropäer auf die westliche Welt, und auch der Westen begann, seine östlichen Nachbarn wiederzuentdecken. Heute ist von dieser Aufbruchsstimmung kaum noch etwas zu spüren. Auf beiden Seiten wird inzwischen eher das Trennende als das Verbindende registriert. Sieht der Osten, den man einst mit offenen Armen empfing, überhaupt noch eine positive Zukunft in der Brüsseler Union? Und umgekehrt: Hat der Westen die Geschichte und Prägung Osteuropas jemals ernsthaft zu verstehen versucht? Die gegenseitigen Vorbehalte scheinen mit jedem Tag zu wachsen. Von einer Quarantänezone politischen Denkens ist bereits die Rede. Der Osten sträubt sich dagegen, als Relikt der Geschichte zu gelten und beharrt auf einer eigenen politischen Agenda. Dabei wäre es hier wie dort nur die Einsicht in das gemeinsame Erbe, welche die wachsende Kluft überwinden und den Weg in eine gemeinsame Zukunft bahnen könnte.
Kurz vor den anstehenden Wahlen 2012 fand in Mali, der Vorzeigedemokratie Westafrikas, ein Militärputsch statt, um »die Demokratie zu retten«. Christof Wackernagel, der bis 2013 zehn Jahre in Malis Hauptstadt Bamako lebte, war schockiert von dem Umbruch. Doch er war auch beeindruckt davon, dass nicht, wie erwartet, Bürgerkrieg, Chaos und Gewalt, folgten, sondern er die in Mali tief verankerte Kultur des Dialogs miterleben durfte, in der Konflikte diskutiert und mithilfe von Mediatoren geschlichtet werden. Mit seinem »Putschtagebuch« schildert Wackernagel politische und private Begebenheiten aus anderthalb Jahren Ausnahmezustand, zeichnet persönliche Betroffenheit und die Stimmung der Bevölkerung nach. Sein Miterleben des Putsches und seine Kenntnis der malischen Kultur machen seine Analyse des Geschehens herausragend und zeigen umso deutlicher, was Europa von Afrika lernen kann.
»Auch wenn der Autor (…) durchaus umstritten ist: Er bezieht sich auf im Kollegenkreis teilbare Erfahrungen im Lehrbetrieb.« Schulmanagement, Heft 5, Oktober 2019
Woher kommt die große Bedeutung, die wir dem Haar beimessen? Warum werden Achselhaare abrasiert, Kopfhaare dagegen gehegt und gepflegt? Warum stehen lange Kopfhaare bei Frauen für Weiblichkeit, Schambehaarung ist jedoch ein Tabu? Gibt es etwas, das gleichzeitig so erotisch und so abstoßend ist wie das menschliche Haar? Sehen wir Haare heute anders als früher? Was ist das Rapunzel-Syndrom? Und was können uns der »blonde Engel« und die »graue Maus« über Klischees erzählen? Das menschliche Haar kann faszinieren und bannen, ob einzeln, als Bart oder Schopf. Symbolisch verweisen Haare auf das Besitzen oder den Verlust von Macht und Stärke. Im Mythos spielen sie ebenso eine Rolle wie in der Religion, zu allen Zeiten besaß das Haar Strahl- und Aussagekraft, und nicht erst seit Freud steht es für den Spiegel der Seele und ist Objekt von Fetischismus. Gerhard Staguhn analysiert diese ambivalente Beziehung des Menschen zu seinem Haar aus biologischer, kultureller und psychoanalytischer Perspektive.
Vor 25 Jahren, von April bis Juli 1994, fielen in Ruanda hunderttausende Menschen einem Völkermord zum Opfer, während die Welt zusah. Seither ist das Land, das für viele vormals nur ein Name auf der ostafrikanischen Landkarte gewesen war, zum Inbegriff für einen landesweiten Massenmord geworden. Aber es steht auch für einen staatlichen Wiederaufbau, der Respekt abnötigt. Doch so beeindruckend der Fortschritt auch ist, die Vergangenheit verlangt nach Antworten, die sich nicht in Verweisen auf die wirtschaftliche Entwicklung, die verbesserte medizinische Versorgung oder die erfolgreiche Armutsbekämpfung erschöpfen. Opfer fordern weiterhin die Anerkennung des ihnen zugefügten Unrechts, eine immer noch gespaltene Gesellschaft wartet auf Erklärungen, die Sprachlosigkeit und Ausgrenzung überwinden helfen. Gerd Hankel verfolgt seit vielen Jahren die Entwicklung Ruandas. Er beschreibt, wie das Land wahrgenommen werden will – und wie es ist. Das verkürzte und aktualisierte Lesebuch zu Hankels 2016 erschienener Studie »Ruanda. Leben und Neuaufbau nach dem Völkermord. Wie Geschichte gemacht und zur offiziellen Wahrheit wird«.
Der Zeitpunkt könnte ungünstiger kaum sein: Als sich Alex und Sabrina zum ersten Mal auf dem Flughafen Hannover begegnen, steckt er mitten in seiner Scheidung und kämpft um seine kleine Tochter – Sabrina ist auf der Flucht vor Raoul, einem Dienstleister ihres Arbeitgebers, den sie beobachtet hat, als er ihr Unternehmen betrog, und der sie bedroht. Alex ist dennoch sofort klar, dass er die Frau mit den faszinierenden braunen Augen kennenlernen muss. Er spürt sie auf und versucht alles, um Sabrina zu unterstützen und eine Beziehung mit ihr aufzubauen, doch dann verübt Raoul einen Anschlag auf ihr Leben und alles ändert sich …
Allein in Niedersachsen spielen über 160.000 Kinder im Verein Fußball – ein Phänomen, das eine genauere Betrachtung verdient. Autor und Trainer Roman Wallat alias Sportreporter Menotti hat das bunte Treiben einer Kinderfußball-Mannschaft vier Jahre lang verfolgt und in Onlinekolumnen veröffentlicht. »Del Rio trug Klettverschluss« versammelt diese aufschlussreichen Beobachtungen vom Spielfeldrand erstmals in einem Buch. Sie zeigen, mit welch ausgebufften Methoden sich ein siebenjähriger Junge zum besten Spieler der Galaxie kürt, oder auch, warum Frau Smirnov eigentlich der Name einer Fankurve ist. Wallat amüsiert mit lebensnahen Portraits und nachvollziehbarer Situationskomik; ein Lesevergnügen nicht nur für erwachsene Fußballfans – sondern vielleicht auch für manch jungen Leser.
Autoritär, antidemokratisch, ewiggestrig: Das sind die Attribute, die dem Kulturpessimismus heute angeheftet werden. In einer Welt der globalisierten Moderne gelten seine Vertreter bestenfalls als Spielverderber. Dass eine kulturpessimistische Haltung auf kritischer Analyse beruht, war zwar noch in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts für jeden etwa an Adorno geschulten Geist eine Selbstverständlichkeit. Heute aber schließen die Wortführer des Zeitgeists nahezu alles, was sich als »Kultur« ausgibt, unterschiedslos in die Arme und erheben auch das Trivialste zum schützenswerten Gut. Wenn jede kulturelle Äußerung als sakrosankt gilt, ist Kulturkritik passé. Weil sich unsere Gesellschaft von jeder ernsthaften Form der Kulturkritik verabschiedet hat, begrüßt sie ihren eigenen kulturellen Niedergang als Fortschritt. Doch eine Kultur, die sich nicht mehr selbstverständlich als behauptenswert betrachtet, droht sich aufzugeben. In unserem Falle bedeutet dies, hinter die Ideale der Aufklärung – Freiheit, wissenschaftliche Rationalität und Individualismus – zurückzufallen. Alexander Grau versucht, Kulturpessimismus unter den Bedingungen globalisierter Wohlstandsgesellschaften als Geisteshaltung zu rehabilitieren, frei von raunender Geschichtsmetaphysik und nostalgischer Verklärung.
Entdecken Sie das aktuelle zu-Klampen!-Verlagsprogramm. Hier finden Sie die Verlagsvorschau – einfach direkt online reinlesen oder herunterladen.
News zu aktuellen Neuheiten und Nachrichten im zu Klampen! Verlag – jederzeit wieder abbestellbar.
Damit Sie unsere Website optimal nutzen können, setzen wir Technologien wie Cookies ein. Diese ermöglichen es uns, Geräteinformationen zu speichern und zu verarbeiten – etwa zur Analyse des Surfverhaltens oder zur Nutzung eindeutiger IDs. Wenn Sie nicht zustimmen oder Ihre Einwilligung später widerrufen, kann dies die Funktionalität der Seite einschränken.
Unsere Seite wird aktuell modernisiert…
Da die Umstellungen schrittweise erfolgen, kann es vereinzelt noch zu kleineren Fehlern oder Darstellungsproblemen kommen. Wir bitten in diesen Fällen um Ihr Verständnis.
Vielen Dank!