f l u n d e r n/ und von der plastiktüte aus dem kühlschrank/ wo sie schon lagen 24 stunden oder auch weniger // wenn man die öffnet kommt ein hauch den // kann man seele nennen und sie // hat die form von weißem rauch // die küche könnt durchdrungen sein vom pochen
wohl der herzchen // wenn sie zum waschbecken getragen werden // zuckend das flügelpaar der iris hornhaut die // kalter ostseeschleim nicht länger mehr bewimpert // der kiemenschnitt raus kommen schwimmblase
und eier stach // in die afteröffnung brust vorsichtig hier das messer führen // die stachelige haut mit einem handschuh nur berühren // die innereien leber galle herz entfernen zurück bleibt // einzig und allein das augenpaar das immer noch nicht brach // das sind die nerven zum pochen nicht braucht // die flunder ihr herzchen sie ist auch ohne wach // auch zum schlagen nicht der flossen // auch nicht zum bäumen zum erschrecken // auch nicht zu einem letzten atemholen: ach
»In den Gedichten von Sabine Schiffner wird eine romantische
Moderne aufgebaut, die im Stocken gehalten wird
durch Abgeschliffnes, Abgerissenes, angeschwemmte
Sprachflöße, die ineinandergeschoben werden …« Basler Zeitung
Autor(en): Sabine Schiffner. Herausgegeben von Heinz Kattner.