Als Kleinverlag haben wir etwa 700 lieferbare Titel, inklusive E-Books. Eine Preisanpassung aller Titel würde bedeuten, dass wir den Preis von jedem einzelnen unserer Bücher in verschiedenen Systemen von Hand ändern und anschließend an unsere Partner in Auslieferung und Handel weitergeben müssten (man stelle sich dies nur bei Großverlagen wie dtv oder Randomhouse vor). Dieser gewaltige Brocken Arbeit würde nicht nur mindestens eine unserer eigenen Fachkräfte mehrere Tage lang von der Arbeit an neuen Büchern abhalten, sondern auch dazu führen, dass ebenso unsere KollegInnen in den Auslieferungen, im Zwischenbuch- und Onlinehandel diese Arbeit – wo nicht automatisiert – manuell durchführen müssen. Und fünf Monate später stünde dasselbe noch einmal an.
Diese Weitergabe der Mehrwertsteueränderung an den Kunden kostet die Unternehmen derzeit also in erster Linie Geld. Zu hoffen wäre, dass dieser Aufwand durch einen höheren Umsatz wieder eingespielt würde. Etwas, das beim Lebensmitteleinzelhandel oder dem Küchengroßgerätehandel eine berechtigte Hoffnung ist, doch bei Büchern? Denn seien wir ehrlich: Bei Büchern geht es nicht ums Geld. Wer sich seit Jahren einen neuen Fernseher, eine Einbauküche oder einen modernen Flugzeugträger wünscht, mag sich diesen Traum nun eher erfüllen können, aber ein paar Cent Preisunterschied werden die Heerschar der Nichtleser genauso wenig zum Buch locken, wie sie Buchenthusiasten bisher davon ferngehalten haben.
Denn um mehr geht es tatsächlich nicht: Beim Lebensmitteleinzelhandel ist sehr schön zu sehen, welche Höhe der Preisnachlass und damit der erhoffte Kaufanreiz hat: Meist liegt die Ersparnis bei 2 bis 3 Cent pro Nudelpackung oder ähnlichem. Bei Büchern liegt sie immerhin schon im Zehner-Centbereich, wie eine kleine Rechnung zeigt: In einem Buchladenpreis von 20,00 € steckten bislang 1,31 € Mehrwertsteuer, bei 5 % Mehrwertsteuer sind es sage und schreibe nur noch 95 Cent, die an den Staat abgeführt werden. Das bedeutet, dass wir Verlage 36 Cent Nachlass an unsere Kunden weitergeben könnten. Diese 36 Cent entsprechen optimistisch kalkuliert einem Paket mehrwertsteuerreduzierter Nudeln.
Wir sind der Meinung: Das lohnt sich nicht. Statt Nichtleser durch Gratisnudeln zum Buchkauf zu verführen, werden wir die »Mehreinnahme« durch die gesenkte Mehrwertsteuer an das Sozialwerk des deutschen Buchhandels spenden. Denn wir konzentrieren unsere Arbeitszeit lieber darauf, unsere Leserinnen und Leser mit guten Büchern zu versorgen.
Wir bitten daher um euer Verständnis, dass unsere Bücher in den kommenden sechs Monaten bei ihrem alten Preis bleiben und nicht 30–80 Cent günstiger werden.